Das deutsch-brasilianische Waldschutzprojekt "Pró Araucária" im südbrasilianischen Rio Grande do Sul der Universität Tübingen und der PUC-Universität in Porto Alegre erhält im Juni 1997 die ersten Finanzmittel aus der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Diese gute Nachricht kann der Projektkoordinator Prof. Dr. Wolf Engels am heutigen Weltumwelttag bekanntgeben. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des deutsch-brasilianischen SHIFT-Programmes, mit dem seit 1989 Forschungsprojekte in bisher vier brasilianischen Regionen gefördert wurden. Die südbrasilianische Küstenregion, in der zur naturnahen Wiederaufforstung ein Araukarienwald entstehen soll, kommt nun als fünfte Region hinzu.
Im April 1996 wurde in Rio Grande do Sul bereits eine weitgehend mit Spenden finanzierte Waldstation in Betrieb genommen, an der Diplomanden, Doktoranden und Wissenschaftler der Tübinger Universität mit Forstfachleuten der Fachhochschule Rottenburg zusammenarbeiten. Mit den jetzt verfügbaren Geldern können etwa 10 Diplom- und Promotionsarbeiten finanziert werden. In den Arbeiten soll die Bodenqualität der Forstversuchsflächen untersucht und eine erste Serie von Experimenten an kürzlich mit Araukarien aufgeforsteten Flächen begonnen werden.
Die ersten 10.000 Araukarien wurden im März und April dieses Jahres im Waldschutzgebiet Pro-Mata von der Fachhochschule Rottenburg und brasilianischen Forstexperten gepflanzt. Die Fachhochschule Rottenburg hatte zuvor mit Hilfe von bodenkundlichen Kartierungen geeignete Flächen für die Wiederaufforstung ermittelt. Die Setzlinge zog eine Forstbaumschule der brasilianischen Umweltbehörde IBAMA heran. Die ein- bis zweijährigen Araukarien wurden in der Buschzone an Waldrändern auf Rodungsflächen gesetzt, die bis 1983 als Rinderweide genutzt worden waren. Aus ersten Versuchen zum Anbau des tropischen Nadelbaumes war bereits bekannt, daß sich junge Araukarien am besten im Schatten von buschartigen Pflanzen entwickeln.
Die Setzlinge wurden auf mehreren Flächen unterschiedlich dicht gepflanzt, da die Araukarienwälder bisher zu wenig erforscht sind, um optimale Pflanzbedingungen vorherzusagen. Das Projekt wird unter ökophysiologischen Gesichtspunkten von Tübinger Botanikern und unter forstlichen Aspekten von Rottenburger Fachleuten betreut und beobachtet. Parallel zum Wiederaufforstungsprogramm haben Wissenschaftler in den natürlichen Restbeständen der Araukarienwälder des südbrasilianischen Küstengebietes zoologische, botanische, forstliche und hydrogeologische Untersuchungen zur Ökosystem-Analyse begonnen. Wenn die Wiederaufforstung zu einem funktionsfähigen Araukarienwald auf den Testflächen gelingt, sollen größere Flächen in ähnlicher Weise bepflanzt werden.
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